Der “ö-slam 2012”, die 6. österreichischen Staatsmeisterschaften im Poetry Slam, dem “Wettlesen um die Gunst des Publikums”, am 20. Oktober im Stadttheater Leoben war wohl der Höhepunkt dieses literarischen Genres im Jahr 2012.
In der Rekordzeit von vier Monaten gelang es dem Organisationsteam um den Leobner Dialektautor und Poetry Slammer Günther Tschif Windisch, die Veranstaltung perfekt zu organisieren und einen, auch in der internationalen Szene beachteten Poetry Slam abzuwickeln.
“Ohne die Unterstützung von ganz Leoben, vor allem natürlich der Kulturverantwortlichen der Stadt, wären diese Meisterschaften nicht durchführbar gewesen!”, so Slammaster Günther Tschif Windisch, der gemeinsam mit dem wohl besten, österreichischen Slammoderator “Slampapa” Markus Köhle und assistiert von der charmanten Leobner Schauspielerin Vicki Steiner vom Duo “SteinÖllinger” durch den Abend führte.
Es war schon unglaublich, was die 12 FinalistInnen (darunter erstmals in Österreich auch zwei Teams) in – für das Publikum meist zu kurzen – fünf Minuten zu performen imstande waren. Dynamisch, sprachlich brillant, voll Esprit und sehr oft mit kritischem Tiefgang wurden die inhaltlich dichten Texte präsentiert und ließen dem Publikum kaum eine Atempause.
Schon der erste Durchgang, den der zweifache ö-slam-Sieger und Vize-Europameister Markus Koschuh eröffnete, zeigte, dass der Crème de la Crème der österreichischen Poetry Slamszene keine Tonart fremd ist. Es wurde gerappt, skandiert, geflüstert. Storytelling, Spoken Word Poetry, Kabarett, HipHop-affines, Sprachexperimentelles und Lautmalerei wechselten einander ab und ergaben eine Mixtur von durchaus unterhaltsamen Wortfluten. “Ist das Gegenteil vom Tsunami wirklich Mikrowelle?” fragte beispielsweise Slammer Andi Plammer, der wie auch der Dornbirner Lukas Wagner, Benji aus Linz, der Innsbrucker Hannes Blamayer und der Wiener Moritz Beichl den Einzug in die Entscheidung knapp verpassten.
Das Finale war dann an Spannung kaum zu überbieten. Christopher Hüttmansberger eröffnete mit seinem „Das sind keine Sterne“ Text, rief auf zum Revoltieren und legte 44 Punkte vor. Der ö-slam Champion des Jahres 2009, Stefan Abermann berichtete über Ultraschallpointilismus und brachte damit das Publikum zum Brodeln. Dafür gab es ebenso 49 Punkte wie für das Team “MYLF – “Mothers you’d like to flow with”, das von Mieze Medusa und der deutschsprachigen U20-Meisterin Yasmin Hafedh gebildet wird. Als Vierter im Finale folgte Elias Hirschl, der mit “Schwebefredy Manselmeier” 44 Punkte, den U 20 Titel und damit die Teilnahme beim “German international Poetry Slam 2012” in Heidelberg/Mannheim erreichte. Mario Tomic war mit seinem „weg – raus! Und alles vergessen!“- Text und 49 Punkten wieder sehr knapp am Höchstvoting. Das zweite Team im Finale, Senza Parole (Helena Schmidt und Simon Cazzanelli) verkündete das Geheimnis des Kaufrauschs, was ihnen 48 Punkte einbrachte. Und dann kam Klaus Lederwasch mit Moränen in Tränen, vorlauten Haien und einem unschlagbaren Quastenflosser. 50 Punkte, Jubel, alle aus dem Häuschen und schwer verdient, mit tosendem Applaus belohnter Sieger des ö-Slam 2012. Dass er, neben dem Gösser-Pokal und 50 Liter “Gösser Gerstensaft”, sich auch das Ticket für die Bewerbe in Heidelberg und Mannheim sowie für Antwerpen sicherte, hat der “nachdenkliche Poet” erst bei der ebenfalls toll organisierten “after-slam-Party” im Kulturbeisl Habakuk realisiert.
Leoben und das Orga Team des “ö-slam 2012” hat jedenfalls die Latte für die kommenden Staatsmeisterschaften (2013 in Salzburg und 2014 in Innsbruck – diese Entscheidungen wurden beim “internationalen Slammastertreffen” am 21. Oktober ebenfalls in Leoben getroffen) sehr hoch gelegt.
Andreas Schöber, Markus Köhle, Tschif Windisch